Preußischer Adler über dem Eingangsportal Preußischer Adler über Eingangsportal
Quelle: VG Arnsberg
(gekürzte Fassung eines Beitrags in der Festschrift "Verwaltungsgerichtsbarkeit in Nordrhein-Westfalen 1949 - 1999", herausgegeben vom Präsidenten des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-Westfalen)
Gebäudehistorie

Wer auch immer das Dienstgebäude des Verwaltungsgerichts Arnsberg an der Jägerstraße 1 betritt, sieht sich mit dieser über dem Portal angebrachten, von einem preußischen Adler allerdings teilweise verdeckten Inschrift konfrontiert:

"Zur Unterdrückung des Müssigganges und Erweckung des Fleisses"

Die Genese des wuchtigen, sich über dem Ruhrtal erhebenden Gebäudes liegt in der offensichtlich auch in früheren Zeiten zu beklagenden Schlechtigkeit dieser Welt begründet. Im Jahre 1773 wurde nämlich bei den Westfälischen Landständen der dringende Ruf nach einem „für das gemeine Wesen so nötigen“ Zuchthaus laut. Der Grundstein wurde 1783 gelegt; beim Bau fanden die Steine des 1762 im Siebenjährigen Krieg zerstörten Arnsberger Schlosses Verwendung. Zur vorgesehenen Nutzung kam es indessen mangels Geldes für den Innenausbau nicht; immerhin heißt es in den Aufzeichnungen eines Reiseschriftstellers aus dem Jahre 1800: „Das einzig Sehenswerthe in Arnsberg ist das Zuchthaus, ein neues großes und zweckmäßiges, leider im Inneren unvollendetes Gebäude“. Geblieben und sichtbar ist von der ursprünglichen Zweckbestimmung - sieht man einmal von den meterdicken Mauern und einigen Zellen im Kellergeschoss ab - nur noch die eingangs erwähnte Portalinschrift.

1802 fanden die Provisorien als Herberge für rheinische Flüchtlinge, Obdachlose und Arrestanten ein Ende: Noch bevor ihnen durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 das kurkölnische Herzogtum Westfalen und damit auch die Stadt Arnsberg als Ersatz für im Frieden von Lunéville verlorenes linksrheinisches Gebiet zugesprochen worden war, übernahmen die Hessen die Bauanlage als Kaserne und brachten hier rund 300 Soldaten unter.

Doch die nächste Nutzungsänderung ließ nicht lange auf sich warten: Nachdem durch die Generalakte des Wiener Kongresses das Herzogtum Westfalen dem Königreich Preußen einverleibt worden war, erreichte der Oberpräsident der Provinz Westfalen, Freiherr von Vincke, dass Arnsberg anstelle der zunächst vorgesehenen Stadt Hamm mit Wirkung vom 1. August 1816 zum Sitz der preußischen (Bezirks-)Regierung bestimmt wurde, und wählte selbst vor Ort das Dienstgebäude aus. Dass er dabei den Ausruf „Verbrecher raus, Regierungsräte rein“ getan haben soll, dürfte aber ein Fall von Geschichtsklitterung sein.

Bis 1926 blieb das Gebäude Hauptsitz der Bezirksregierung, wovon noch heute die über dem Portal eingemeißelten Lettern „Regierung“ künden. Seit der Errichtung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Nordrhein-Westfalen im Jahre 1949 befindet sich das Verwaltungsgericht in diesem Gebäude. Die (Mit-)Nutzung durch Verwaltungsbehörden wurde aber erst im Jahre 1991 mit dem Auszug des Staatshochbauamtes beendet.